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Agethorster Wald Camp 2011

Agethorst | "Wie spät mag es jetzt wohl sein?" Der Blick geht zur gerade aufgehenden Sonne, hilft aber auch nicht viel weiter. Eine Uhr hat keiner der zehn Agethorster um. Denn die sind an diesem Wochenende verboten. Ebenso wie Handys und Spiegel.

Die erste Nacht unter freiem Himmel haben alle gut überstanden. Während die ersten bereits an der Feuerstelle verweilen und aus einfachsten Hilfsmitteln versuchen, einen leckeren Morgenkaffee zuzubereiten, schlüpften die anderen gerade erst aus ihren Schlafsäcken oder richten sich verschlafen auf ihren Liegen auf. Der Hahn aus der Nachbarschaft kräht unaufhaltsam. "Wenn der morgen wieder so ein Krach macht, dreh ich dem Vieh den Hals um", beschwert sich ausgerechnet der Camp-Bewohner, der die ganze Nacht laut schnarchend alle anderen Schlafsuchenden zur Verzweiflung brachte.

"Ich bin ein Agethorster, holt mich hier raus!" Dieser Satz bleib am vergangenen Wochenende in einem kleinen Wald in Agethorst unausgesprochen. Zehn Agethorster verbrachten gut 40 Stunden in der freien Natur - fernab von jeglichem Luxus. Eingeladen hatte sie Tommy Alles. In Anlehnung an die Fernsehstaffel "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!", in der mehr oder weniger Prominente zwei Wochen im australischen Dschungel verbringen, schaffte der Agethorster sein ganz eigenes Gegenstück. Alle Teilnehmer wurden von ihm während des Aufenthaltes im Wald gefilmt - in guten wie in schlechten Situationen. "Man kann darüber streiten, wie sinnvoll die Originalsendung ist", sagt Tommy Alles, "aber die handwerkliche Arbeit der Fernsehproduzenten, die dort abgeliefert wurde, war phantastisch." Und meint damit den Zusammenschnitt der einzelnen Folgen in Fernsehen. "Mit den richtigen Filmschnitten kann man jemanden gut oder schlecht aussehen lassen. Das Endprodukt hat dann nicht mehr viel mit dem wirklichen Ablauf zu tun. Das macht für mich den Reiz aus", sagt der Filmemacher. Den zehn Agethorstern, die teilgenommen hätten, sei dies bewusst gewesen. "Jetzt habe ich eine riesige Menge Filmmaterial, ein gut einstündiger Film wird dabei herauskommen. Kein Teilnehmer braucht Angst vor dem Film zu haben, aber es wird genug zu lachen geben", verspricht Tommy Alles.

Ekelige Tiere essen oder unangenehme Aufgaben erfüllen, davor blieben die Camp-Bewohner verschont. Eher bekamen sie das Gegenteil: Hungern und dursten musste keiner, es waren genug Lebensmittel vorhanden. Und die Teilnehmer zeigten sich auch kreativ. Der "türkische Kaffee" wurde mit Eiern und Salz verfeinert und schmeckte ihnen besser als der Kaffee aus dem Kaffeeautomaten im eigenen Haushalt.

An einem Tag wurde sogar ein kleines Wildschwein am Spieß ins Camp geliefert. Die Agethorster mussten es über offenem Feuer zubereiten - und es gelang ihnen hervorragend.

Es gab natürlich einige Regeln zu beachten. Beim Einzug waren die Wald-Camp-Bewohner durchsucht worden, denn sie durften lediglich ihre Kleidung und Schlafsäcke oder Decken mitbringen. Doch einige hatten vorgesorgt. So wurde des Nachts zum Beispiel eine zuvor versteckte Kiste mit Süßigkeiten im Wald ausgegraben. Auch diese Aktion wurde natürlich von der stets laufenden Kamera dokumentiert.

Das Resümee der Teilnehmer fällt unterschiedlich aus. Von "Für mich war es das längste Wochenende, dass ich je erlebt habe" über "Nächstes Jahr gerne wieder" bis hin zu "Nochmal würde ich es nicht machen", reichen die Aussagen. Probleme allerdings, einmal eine zeitlang auf die sonst üblichen Annehmlichkeiten zu verzichten, hatte keiner der Wald-Camp-Bewohner. "Ich denke, alle Teilnehmer hatten eine Menge Spaß, und vielleicht hat der ein oder andere eine neue Erfahrung gemacht", hofft Tommy Alles.

Auch die Agethorster Dorfbevölkerung bekam das Treiben im Wald mit. Für eine Stunde durften sie das Wald-Camp besuchen und zeigten sich nicht nur vom am Spieß drehenden Wildschwein beeindruckt, sondern auch vom Camp selber. Dies hatte Tommy Alles seit dem Frühjahr mit fast ausschließlich im Wald gefundenen Materialien gebaut. Zuvor konnten die Besucher im Dorf in einem eigens für diese Aktion eingerichtetem Café Kaffee und Kuchen zu sich nehmen, T-Shirts mit dem "Ich bin ein Agethorster, holt mich hier raus!" und sogar bunte Lutscher, gefüllt mit Maden oder Skorpionen, erstehen.

Nach über 40 Stunden verließen die Teilnehmer dann doch recht erschöpft das Camp. Wie ihr Aufenthalt nun dargestellt wird, darauf sind sie alle gespannt. Ende August soll der Film gezeigt werden - aber nur der Agethorster Dorfbevölkerung beziehungsweise Freunden und Angehörigen der Teilnehmer. Nach der Filmvorführung wird dann von den Zuschauern der Agethorster Wald-König gewählt werden.

"Das ist ein reines Agethorst-Ding", sagt Tommy Alles, der übrigens schon über ein weiteres Projekt nachdenkt: "Frauentausch ist auch so eine unmögliche Sendung. Vielleicht finde ich ja im Dorf zwei Familien, die mal ein Wochenende tauschen und sich dabei filmisch begleiten lassen wollen", grinst Alles.



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