
Aus der "Chronik von Wacken im Westerkrug" von Peter Martens (Wacken 1997):
"Das Familienunternehmen Alsen wuchs ... bereits zur Jahrhundertwende [1900] zu ansehnlicher Größe, wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und exportierte den Zement auch in das europäische Ausland. Wichtig für die spätere Entwicklung der Firma Alsen war der Kauf von zwei Bauernhöfen mit reichen Tonvorkommen in Wacken im Jahre 1888. Durch spätere weitere Käufe von Ländereien in den Gemarkungen Wacken, Agethorst und Nienbüttel wurden die Liegenschaften vergrößert und arrondiert.
Mit dem Abbau im Westerkrug, der zunächst nur auf Agethorster Gebiet erfolgte, konnte erst begonnen werden, nachdem eine Seilbahn in den Jahren 1907/08 von der Firma Adolf Bleichen und Co., Leipzig- Gohlis, gebaut worden war. Die Seilbahn brachte den Ton in kontinuierlichem Betrieb vom sogenannten Seilbahnhof über 13,5 km bis nach Itzehoe, wo am Bellerkrug die Entladestation war. Zunächst wurden Bagger und Seilbahn mit Dampf betrieben. Später wurden die Antriebe auf Strom, der von der Schleswag geliefert wurde, umgestellt.
Die Beschaffung des Tones aus Agethorst und Wacken für die Zementherstellung in Itzehoe hat in unserem Bereich vielen Menschen über etliche Jahrzehnte Lohn und Brot gegeben. Dabei war die Arbeit in der Tongrube keine leichte Tätigkeit. Trotzdem waren im 1. Weltkrieg auch Frauen in der Grube beschäftigt. Der Abbau des Tones erfolgte zunächst per Hand in Loren, die von Pferden auf Gleisen zur Verladestelle der Seilbahn gezogen wurden. Erst nach dem 1.Weltkrieg wurde ein Eimerkettenbagger mit einer Leistung von 100 t/Tag eingesetzt.
Die Agethorster Tongrube mußte des steigenden Bedarfes wegen immer weiter ausgedehnt werden. Der obere Abraum wurde dabei auf Kippen zusammengefahren und später bepflanzt. Der Ton wurde innerhalb

sich, daß zeitweilig in 3 Schichten pro Tag gearbeitet werden mußte. Die starke Entnahme führte aber auch dazu, daß die Grube Agethorst nach etwa 55jährigem Betrieb ausgebeutet war. Sie mußte 1965 stillgelegt werden und füllte sich in der Folgezeit mit Wasser.
der Grube in einzelnen Lagen durch den Bagger abgebaut. Mit der 4. Lage wurde eine Tiefe von ca. 40 m erreicht, wobei die größte Tiefe 55 m beträgt. Der große Bedarf an Ton brachte es mil

Die Grubenverwaltung und die Schmiede mit dem Magazin waren am westlichen Rand der Agethorster Tongrube in Gebäuden untergebracht, die auf Wackener Gebiet liegen. Damit war der Firmensitz die Gemeinde Wacken. .. Dieses wurde insbesondere bis 1962 von den Agethorstern - verständlicherweise - deshalb ungern gesehen, weil der größte Teil der Gewerbesteuer nach Wacken floß. Noch 1991 - d.h. 26 Jahre nach dem Stillegen der Agethorster Grube - beklagte sich der Bürgermeister in einer Leserzuschrift über diese Ungerechtigkeit.
[1975] beschloß die Firma Alsen, die Tonförderung aus dem Wackener Raum vollständig einzustellen. Nachdem die Drahtseilbahn noch für eine kurze Zeit mit Ton aus dem Tonvorkommen Muldsberg bei Kleve beschickt wurde, fand am 10.5.77 die letzte Fahrt der Seilbahn statt. In der Folgezeit wurden die Masten der Seilbahn verschrottet. Damit war das Ende eines industriellen Zeitabschnittes besiegelt, der ca. 70 Jahre lang die gesellschaftliche Struktur unserer Dörfer mitgeprägt hat."