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Der Agethorster Bauerstock von 1757

Wichtige Informationen, die jeden Haushalt verlässlich erreichen sollen, werden in Agethorst seit eh und je per "Umlauf" bekanntgemacht, d.h. die Papiere werden, in eine Klarsichthülle gepackt, von Haus zu Haus Haus weitergereicht, und in jedem Haushalt wird, nachdem man die Information zur Kenntnis genommen hat, dies auf einer vorbereiteten Unterschriftenliste abgezeichnet.


Nur den wenigsten Bürgern unter denen, die das jahraus jahrein so praktizieren, dürfte allerdings klar sein, dass diese Methode eine Jahrhunderte weit zurückreichende Tradition hat. Und diese Tradition trägt auch einen Namen: Bauernstock!

Was ist der Bauernstock? Der Bauernstock ist ein im Prinzip sehr einfaches, aber wirkungsvolles Hilfsmittel, mit dem in früheren Jahrhunderten die für die Gemeindemitglieder wichtigen Informationen von Haus zu Haus gereicht wurden. Ursprünglich und in den meisten Fällen handelte es sich tatsächlich um einen hölzernen Stock, der so zurechtgeschnitzt war, dass die Papiere, in der Regel schlichte Zettel, daran geklemmt oder gesteckt werden konnten. Außerdem hatte der Stock einen Ring oder einen Haken, mit dem er an die Haustür des nächsten Empfängers gehängt werden konnte, wenn dieser nicht zuhause war.

Welche Bedeutung der Zweck der Informationsübermittlung und deshalb auch dieses Hilfsmittel für die Dorfbewohner hatte, erweist sich in Agethorst, wo der alte Bauernstock aus dem Jahr 1757 erhalten geblieben ist. Der Agethorster Bauernstock ist nämlich kein einfacher Stock, sondern ein mit großer Sorgfalt und Kunstfertigkeit hergestelltes gußeisernes Kleinod, mit einer federnden Klemmvorrichtung und zwei Haken, früher zusätzlich noch mit drei Ringen, perfekt angepasst an seinen Zweck und in jeder Hinsicht anspruchsvoller als der gewöhnliche Bauernstock: um die Bedeutung und Würde seines Zwecks zu betonen, ist er versehen mit eingravierten Schriftzeichen

und Symbolen auf beiden Seiten. Aus gutem Grund hütet der Agethorster Bürgermeister Dirk Michels dieses wertvolle Stück Überlieferung wie seinen Augapfel

Die eingravierten Inschriften I K B V 1757 auf der Vorderseite und A H B S auf der Rückseite bedeuten nach Angaben der Agethorster Chronistin und Archivarin Frau Silke Heesch:
Johann Kock ,  Bauernvogt,  Jahr 1757  und  Agethorst,  B.Stickel (Schmied des Bauernstocks)
Schon am 15.12.2000 schrieb die "Norddeutsche Rundschau" über den Agethorster Bauernstock:
 
"Wenn der Bürgermeister seinen 180 Agethorstern etwas Wichtiges mitteilen möchte, greift er zum Bauernstock. Wie seit 250 Jahren werden auf diese althergebrachte Weise schriftliche Mitteilungen in Umlauf gegegeben, von den Bewohnern abgezeichnet und zum Orts- oberhaupt zurückgebracht. Einziger Unterschied zu früher: Das aus dem Jahre 1757 stammende gusseiserne Hilfsmittel, eben dieser Bauernstock, in den die Info-Zettel für den Transport von Haus zu Haus eingeklemmt wurden, gibt der Bürgermeister nicht mehr aus der Hand. Das sei schließlich ein unersetzliches Stück, das auch schnell einen Liebhaber finden könnte. So macht der Bauernstock heute zwar nur noch symbolisch die Runde, das dorfinterne Informationssystem funktioniert aber immer noch auf diese Weise. Statt gusseiserner Museumsstücke halten inzwischen eben Büroklammern die Info-Zettel zusammen."
Der Bauernstock in Aktion

"Ein dörfliches Gemeinwesen, dessen Entscheidungsträger früher in erster Linie die Bauern, d.h. die Hufner, Halbhufner und später auch die Kätner waren, benötigte zur schnellen Kommunikation eines Hilfsmittels. Zeitung gab es nicht im Dorf, so daß Anzeigen den Einzelnen nicht erreichten. Einen Marktschreier, der Bekanntmachungen oder jeden interessierende Mitteilungen laut verkündete, wie es in der Stadt üblich war, gab es im Dorf ebenfalls nicht. Hierbei muß man bedenken, daß noch vor 150 Jahren die Dorfgemeinschaft klein und übersichtlich war. Was lag also näher, die jedem einzelnen zu überbringende

Nachricht direkt zuzustellen.  Diese Zustellung der Nachricht erfolgte durch einen Zettel, der an einen Stock befestigt war und der im Umlaufverfahren von Haus zu Haus weitergegeben wurde. Hiermit wurde in erster Linie zur Versammlung - früher Bauernversammlung (Bauerlag oder Buurlag), später Gemeindeversammlung - eingeladen. Der Bauemvogt, später der Gemeindelvorsteher, wußte genau, daß alle Beteiligten über die vorgesehene Versammlung informiert waren, wenn dieser Stock wieder bei ihm eintraf. Dieser Bauernstock („De Burstock"), der auch Dingstock genannt wurde, ist vermutlich erst im 16. oder 17. Jahrhundert entstanden und zwar zu einer Zeit, als innerhalb  des Gemeinwesens verstärkt Probleme aufgetreten  sind, die gemeinsam und möglichst kurzfristig geregelt werden mußten.
 
„De Burstock" war ein ca. 40 cm langer, fingerdicker Stab, der meist aus Eichenholz geschnitzt war. Am Griff war ein Ring befestigt, damit man ihn aufhängen konnte. Am anderen Ende war der Stab gespalten. Hier wurde der Zettel mit der zu überbringenden Nachricht eingeklemmt. Die Nachricht mußte nicht immer aus einem Schriftsatz bestehen, sondern konnte durchaus auch aus codeartigen Zeichen zusammengesetzt sein."

 

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